„90 % derer, die einen Selbsttötungsversuch überlebten, sterben später nicht durch Suizid“.

 

Nein, dies ist kein Roman, der ernsthaft auf die Problematik suizidgefährdeter Menschen eingeht. Und ja, auch bei den Themen Lebensmüdigkeit, Tod und Sterben ist Humor erlaubt. Für Leser, die sich dieser Meinung etwa bei Nick Hornbys „A long way down“ anschließen konnten, ist dies hier eine Leseempfehlung:


„90 % derer, die einen Selbsttötungsversuch überlebten, sterben später nicht durch Suizid“. Diese Nachricht las ich neulich im Netz und habe mich kein bisschen gewundert. Ich hatte schließlich gerade erst den Roman von Arto Paasilinna „Der wunderbare Massenselbstmord“ gelesen.


Die Helden dieses wahnwitzigen Roadmovies bilden eine Art mobile Selbsthilfegruppe, die per Luxusbus von Finnland Richtung Süden reist. Sie lernen sich über eine Zeitungsannonce kennen und glauben, der Selbstmord sei in der Gruppe einfacher. Gründe für diesen Schritt haben sie alle zusammen mehr als genug. Waren ihre einsamen individuellen Selbsttötungsversuche an der teils miserablen technischen Ausführung gescheitert, verspricht man sich mehr Perfektion und Erfolg in der Gruppe. Es gilt nun gemeinsam eine möglichst sichere und effektive Methode zu wählen. Nachdem sich ihnen schließlich auch der Inhaber einer Busfirma samt Reisebus anschließt, nimmt die Story rasante Fahrt auf.

 

Besonders erheitert hat mich der Zwischenstopp der Gruppe in einem Walsroder Motel. Hier wollen klischeegetreue einheimische Fußbalhooligans den Finnen das Motel streitig machen. Da die deutschen Hooligans sachliche Argumente nicht gelten lassen, ist eine ausgiebige Massenschlägerei unausweichlich. Diese wird nicht nur brüllend komisch beschrieben, sie trägt auch wesentlich zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls der melancholischen, aber siegreichen Finnen bei. Ähnliche Ereignisse begleiten die schräge Truppe auf der weiteren kurzweiligen Reise.


Finales Reiseziel soll dann eigentlich der gemeinschaftliche Selbstmord – etwa durch Busabsturz in eine Bergschlucht – sein. Doch dazu kommt es nicht, denn die Lebensmüden entwickeln sich im Verlaufe der Reise zu einer höchst vergnügten Gemeinschaft. Am Ende haben alle gute Gründe, dem Leben von ganzem Herzen noch einmal eine Chance zu geben. Mindestens 90 % dieser Truppe wird in ferner Zukunft allenfalls an Altersschwäche sterben, wetten?

 

 

 

Arto Paasilinna: „Der wunderbare Massenselbstmord“, Lübbe Verlag, ISBN: 978-3404170708

 

Foto: Joakim Honkasolo, unsplash.com